Hans Rott - CD-Rezension

von

Steve Vasta


Aktualisiert am
4. Januar 2025

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Internationale Hans Rott Gesellschaft
 
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     In einem im April 1997 aufgeführten Konzert in Amsterdam (Zondag Ochtend ZOC 9702) zieht Jac van Steen erfrischende Tempi musikalischen Effekten vor. Der Schlußchoral des langsamen Satzes ist leicht und magisch schwebend, die Blechbläser erzielen im Scherzo einen wirklich Mahlerisch jauchzenden Elan, und das in die vorwärtstreibenden Fugen segelnde Finale ist ungewöhnlich klar. Doch van Steen fehlt das technische Wissen - oder vielleicht Probenzeit - um sein ehrgeiziges Konzept durchzuführen. Die vorgegebenen Ritardandi und Rubati klingen unschön und proportionslos; die ungenügend differenzierten Tutti erlauben zufällige Balancen und sogar zufällige Tempi. In der turbulenten Explosion, mit der das Scherzo endet, sind die sich überschneidenden Motive überall verstreut. Ein unordentliches Durcheinander geht der Halb-Kadenz des Finales voraus. Die Spieler des Radio Filharmonisch Orkest klingen ebenso überfordert. Flöten- und Trompeten-Intonation sind zu Beginn unklar; die Violinen in den bravourösen Passagen bruchstückhaft, ansonsten nervös; im Finale, nach dem tadellos klaren tiefen Dis in den Kontrabässen und Pauken, können die Bässe sich nicht auf das auflösenden E konzentrieren (zu viele schlecht gestimmte viersaitige Bässe?). Die saubere, klare Baß-Reproduktion ist zu Beginn des Finales ein Vorteil, wo die leisen Stellen weniger unsauber klingen als sonst, aber der harte, rauhe, schneidende Tutti-Klang - überraschend bei der Akustik des Concertgebouw - erschwert das Hören.

Radio Filharmonisch Orkest
Jac van Steen

     Die schizophrene Aufführung des Orchestre National de Montpellier (Naive AD 085) aus dem Jahre 2003 klingt wie von zwei Dirigenten zusammengesetzt, der eine einfühlsam, der andere plump. Friedemann Layers steifer, schleppender Taktschlag erweist den ersten beiden Sätzen einen schlechten Dienst. Das Eröffnungsthema schleppt sich schwerfällig dahin, ohne Belebung beim Höhepunkt und ist auch sonst nicht wirklich fließend - sogar die stilleren Momente sind hölzern. Die ruhige wie auch die laute Einführung des Sehr langsam-Themas sind baßlastig, und der 4/4-Choral kommt ausdruckslos daher, nicht mehr als eine weitere bedeutungslose Episode. Danach ist der wirkliche Aufschwung des Scherzo eine erfreuliche Überraschung. Wie auch das Finale, um es vorwegzunehmen: Der Misterioso-Aspekt der Einleitung wird gut vermittelt, und die Holzbläser-Passagen sind angemessen flüssig. Leider kehrt beim schreitenden Thema das Hacken zurück, nur ein verdammter Takt nach dem anderen. Der Klang vermittelt ein gutes Gespür für Tiefe, so verbinden sich verschiedene instrumentale Stränge zu attraktiv geschichteten Texturen. Die Techniker haben jedoch das Problem scharfkantiger, aufgestauter Tutti nicht gelöst.

Orchestre National de Montpellier
Friedemann Layer

Teil 8

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