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Christoph Campestrinis bisher unveröffentlichte Aufführung
mit der Philharmonia Hungarica wird einer Betrachtung wert
sein, falls und wenn sie kommerziell erscheint. Wo jeder andere
die Innigkeit und Angst der Partitur betont, badet Campestrini
mit Tempi, die mehr Andante als Adagio sind, im strahlenden
mediterranen Sonnenschein. Seine Aufführung ist sofort
entspannter und zugleich forschender als die Samuels, weniger
effekt-bewußt als die von Davies. Die Ecksatz-Höhepunkte
entfalten sich im Triumph, die Banner flattern; nur das Scherzo wirkt schwer und vorsichtig. Die Philharmonia Hungarica klang
in keiner Einspielung besser. Die Blechbläser sind fest
und unaufdringlich vollkehlig (die hellen Horn-Soli klar und
brillant), und die Streicher sind sauber und schwungvoll, etwas
zäh in ihrem Bestreben, alles zu artikulieren. Die Techniker
sorgen sowohl für Wärme als auch Genauigkeit und
vermeiden Überfrachtung. |
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Sogar in diesem relativ spärlichen Katalog laufen die übrigen
Aufführungen außer Konkurrenz. Eine wohlgemeinte
Konzertaufführung aus Mainz aus dem Jahr 2004 (Acousense
ACO CD 20104) beginnt vielversprechend. Dirigentin Catherine
Rückwardt gleitet schön in die Themen des ersten
Satzes und verwendet bewundernswerte Sorgfalt auf die rhythmische
Präzision - die bewegenden Flötenharmonien "spiegeln" das
Hornthema hübsch wider - und erreicht im finalen Höhepunkt
einen vollen, satten Orchesterklang. Der langsame Satz ist
ausdrucksstark phrasiert, aber das Spiel wird zum mezzoforte hin
schwer; es gibt keinen Grund dafür, warum der Beginn nicht
ebenso weich sein könnte wie die Passage bei 1:12. Im Scherzo läßt
die Kontrolle nach, die tutti fließen ineinander,
insbesondere dort, die geschäftigen Streicher ins Spiel
kommen. Im Finale gibt es aufmerksame und charaktervolle
Momente - wie anfangs beim ominösen Blechbläserchoral
-, doch jetzt ist das Orchester hörbar ermüdet; das
Spiel ist häufig zu ungenau oder die Stimmung zu allgemein.
Die Wiedergabe vermeidet die die Rauhheit und Kongestion anderer
Versionen, doch die Blechbläserchorale am Ende des langsamen
Satz und des Finales haben einen harten Klang. |

Philharmonisches Orchester des Staatstheaters
Mainz
Catherine Rückwardt |
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