Hans Rott selbst hatte leider keine Gelegenheit, die
Musik seiner Zeit unmittelbar zu beinflussen. Aber wer
seine Symphonie Nr. 1 E-Dur mit den (wesentlich
später entstandenen) Symphonien Mahlers vergleicht und
berücksichtigt, dass Mahler Rotts Erstling gut kannte,
wird sich der Erkenntnis nicht verweigern können,
dass Rotts Ideen über das Werk Gustav Mahlers Verbreitung
gefunden haben und fortentwickelt wurden. So wird Rott
als Bindeglied zwischen Bruckner und Mahler bezeichnet.
Die Musikwissenschaft hat bereits begonnen, sich mit
der Musik Hans Rotts und seinem Verhältnis zu Gustav
Mahler zu beschäftigen. Allerdings stecken die
Forschungen noch in den Anfängen. Denn nicht nur
seine Symphonie Nr. 1 E-Dur birgt viele Überraschungen
wie z.B. Themen, die Jahre später in den Symphonien
Gustav Mahlers auftauchten. In anderen Werken (Pastorales
Vorspiel, Winterlied) werden impressionistische
Tendenzen erkennbar - lange vor den ersten impressionistischen
Schöpfungen von Debussy oder Ravel. Das Pastorale
Vorspiel gemahnt streckenweise zugleich an die Jahrzehnte
später entstandenen Orchesterwerke Max Regers.
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Nach und nach wird auch der musikalisch interessierten
Öffentlichkeit bewußt, dass Rotts Musik nicht
nur unter musikwissenschaftlichen Aspekten eine echte
Bereicherung ist. So nimmt die Zahl der jährlichen
Aufführungen seiner Ersten Symphonie zu;
auch das Pastorale Vorspiel ist häufiger
in den Konzertsälen zu hören. Und immer mehr
seiner Werke erleben ihre Uraufführung - weit über
100 Jahre nach ihrer Entstehung.
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