Hans Rott erregte das Interesse der Musikwelt im Jahre
1989 nach der Uraufführung seiner von Paul W. Banks
wiederentdeckten, 1880 vollendeten Symphonie Nr.
1 E-Dur. Ihr Kopfsatz war 1878 bei einem Kompositionswettbewerb
trotz Bruckners Gegenvotum erfolglos geblieben. In dem
für einen 21jährigen beachtlich reifen Werk, erklingen
neben Wagner-, Bruckner- und Brahms-Anklägen auch
Themen, die aus dem erst Jahre später einsetzenden symphonischen
Schaffen Mahlers bekannt geworden sind.
Mahler, der die Symphonie kannte und nachweisbar
Zugang zum kompositorischen Nachlass Rotts hatte, erkannte
den in Vergessenheit Geratenen zwar als "Begründer der
neuen Symphonie ..., wie ich sie sehe", an. Von einer
Aufführung der Rott-Symphonie mit den Wiener Philharmonikern
nahm er jedoch letztlich Abstand.
Rotts uvre geht jedoch weit über diese Symphonie
hinaus, zumal er schon vor 1874 zu komponieren begonnen
haben dürfte. Von etwa 80 (zum Teil nur in Skizzenform
nachweisbaren) Kompositionen sind rund 25 in aufführbarem
Zustand überliefert; etliche Werke, darunter ein Streichsextett
und wesentliche Teile seiner Zweiten Symphonie,
hatte Rott fast vollständig vernichtet. Sämtliche
bekannten Kompositionen befinden sich in der Musiksammlung
der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Inzwischen
sind fast alle aufführbaren Werke ediert und verlegt
(genauere Informationen hierzu bei den Angaben zu den
jeweiligen Werken).
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Obwohl Rott mitunter sehr deutlich durch seinen Lehrer
Anton Bruckner einerseits und die Musik Richard Wagners
andererseits beeinflusst wurde, gelingt es ihm, erkennbar
Eigenes zu schaffen, das seiner Zeit zum Teil weit voraus
ist. So werden insbesondere im ersten Teil des Pastoralen
Vorspiels und im Winterlied impressionistische
Tendenzen erkennbar - Jahre früher als bei Debussy
oder Ravel. Die Doppelfuge des Pastoralen Vorspiels
wiederum klingt wie eine Vorwegnahme der Musik Max Regers.
Neben der inzwischen in Europa und Amerika sehr oft
gespielten Symphonie Nr. 1 E-Dur erlebten bisher
die Symphonie für Streichorchester, das
Pastorale Vorspiel, das Vorspiel zu "Julius
Cäsar", das Streichquartett c-Moll
und weitere kammermusikalische Werke, Lieder und Chöre
ihre Uraufführung. Die Premiere der Suite E-Dur
wird für 2005 erwartet.
Einspielungen gibt es bislang von der Symphonie
Nr. 1, dem Pastoralen Vorspiel, dem Orchestervorspiel,
dem Vorspiel zu "Julius Cäsar"
und dem Streichquartett c-Moll.
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